Macht Schule krank? Von den Aufgaben des Schularztes, bzw. der Schulärztin
Seit Januar 2023 ist Frau Matthews-Ebersbach als Schulärztin an unserer Schule tätig.
Bernd Kalwitz war Schularzt an der Rudolf-Steiner Schule Hamburg-Bergstedt. In einem in der Zeitschrift „Erziehungskunst“ erschienenen Artikel stellt er zu Beginn folgende Fragen:
„Warum gibt es in den Waldorfschulen einen eigenen Schularzt? Ist der Unterricht hier mit solchen gesundheitlichen Risiken behaftet, dass er nur unter ärztlicher Aufsicht stattfinden darf? Oder werden alle Kinder hier durch die Bank als therapiebedürftig angesehen?“
Weiter beschreibt der Arzt seine Beobachtungen:
„Wenn ich die Klassen im Unterricht besuche und eine Weile beobachte, wähle ich meistens gleich morgens früh die Zeit des rhythmischen Teiles im Hauptunterricht. In der Bewegung zeigt sich meist sofort, wie die Kinder »dastehen«, ob sie im Rhythmus der Klasse mitschwingen, ob sie fröhlich oder traurig, konzentriert oder abgelenkt sind, wie sie mit sich selbst zurechtkommen und ob sie den sozialen Prozess unterstützen oder stören. Manchmal werde ich in den Reigen mit einbezogen und kann mich dann speziell dem einen oder anderen spielerisch zuwenden, manchmal bleibt mir Zeit, aus der Distanz zu beobachten. Neben den Einzelwahrnehmungen, die ich dann mit den Klassenlehrern bespreche, habe ich bei diesen Hospitationen vor allem auch Gelegenheit, die Gesamtatmosphäre der Klasse wahrzunehmen, was mir als Hintergrund bei den Einzelvorstellungen immer eine Hilfe ist.“
Seine Rolle als Schularzt sieht Herr Kalwitz folgendermassen:
„Aus meiner Erfahrung heraus hat es sich in der Zusammenarbeit mit Lehrern und Eltern oft als hilfreich erwiesen, hinsichtlich der eigenen Fachlichkeit nicht zu empfindlich zu sein und die Grenzen der unterschiedlichen Professionalität manchmal ein wenig zugunsten der »internen Multiprofessionalität« zu öffnen. (…) Ein Ergebnis dieser Zusammenarbeit an unserer Schule ist beispielsweise die Zweitklass-Untersuchung, bei der am Ende der zweiten Klasse noch einmal alle Kinder in kleinen Gruppen eine spezielle spielerische »Extrastunde« durchlaufen, die dem Förderkreis einen Eindruck von ihrer körperlichen, senso-motorischen, kognitiven und sozialen Entwicklung verschafft."
Den sehr empfehlenswerten und ausführlichen Text können Sie hier lesen:
Macht Schule krank? Von den Aufgaben des Schularztes von Bernd Kalwitz, aus Erziehungskunst 9/2008