"Von nun an würden wir alle unseren eigenen Weg in die Zukunft beschreiten müssen..."
Unsere Schulzeit neigt sich unweigerlich dem Ende zu. Die Ersten haben genaue Pläne, was sie mit ihrer neu gewonnen Freiheit anfangen wollen und wo sie sich selbst eventuell später sehen. Für diejenigen unter uns, die seit der 6. Klasse davon träumen Arzt oder Jurist zu werden scheint das nächste Jahrzehnt praktisch schon verplant zu sein. Studieren, Lernen und weiter Studieren.
Andere, die wohl den Großteil der Klasse ausmachen, blicken bisher noch in eine recht ungewisse Zukunft.
Ein mögliches Gap-Year, eine Ausbildung, ein freiwilliges soziales Jahr, oder einfach mal die Welt erkunden, um die eigenen Interessen weiter herauszufinden und sich über den eigenen Werdegang bewusst zu werden.
Wie bereits in der 12. Klasse bot uns auch dieses Jahr die Schulbehörde die Möglichkeit, im Rahmen des Unterrichtsfaches Berufsorientierung und Studienorientierung (BOSO), eben genau dies schon während der Schulzeit zu tun.
Herr Krull leitete uns hier in einer zweitägigen, intensiven Arbeitszeit an.
Den ersten Tag der diesjährigen BOSO verbrachten wir alle auf unterschiedliche Weise. Die Einen nutzten den Tag für ein Tagespraktikum bei einem möglichen Arbeitgeber, sofern sie eine konkrete Vorstellung davon hatten, was sie machen möchten. Der Großteil von uns ging hingegen zum Tag der offenen Tür der Hamburger Universität und dem der Harburger TU.
Hier machten wir alle sehr unterschiedliche Erfahrungen und gingen mit gemischten Gefühlen aus diesem ersten Tag. Ob gestärkt in der Wahl des Traumberufes, oder als „sich noch in der Findungsphase Befindender“, eher abgeschreckt von den Zukunftsaussichten und der Tatsache, dass nun die Schule für immer vorbei sein würde.
Dieser Tag war insgesamt recht informativ und hilfreich für den Großteil von uns, da sich jeder nun noch etwas genauer vorstellen kann, wie ein mögliches Studium ablaufen könnte und was in der nächsten Zeit auf uns zukommen wird.
Zum Auftakt des zweiten Tages der BOSO begann Herr Krull mit einer kleinen Meditation. Wie hörten hierzu das Gedicht „Desiderata“ von Max Ehrmann und ließen uns von diesen Lebensregeln in den Tag einstimmen.
Im Anschluss hieran fanden wir uns in kleinen Gruppen zusammen und besprachen in dieser Runde, wie die eigenen Pläne für die Zukunft aussähen. Mit diesen ersten Eindrücken machten wir uns an eine eigene kleine Berufsberatung und äußerten unsere Meinung und Gedanken zur optimalen Berufswahl unserer Klassenkameraden.
Diese erweiterten wir im folgenden Klassengespräch, wobei viele hilfreiche Vorschläge und Anregungen kamen von den Klassenkameraden, die sich nun seit 13 Jahren kennen und genau über die Stärken und Schwächen der anderen Bescheid wissen. Einige Ideen stießen hierbei auf einhellige Zustimmung und in der Atmosphäre der gewohnten Nestwärme schlugen wir uns gegenseitig Routen für den nun anstehenden Weg vor.
Im Folgenden tauschten wir uns gegenseitig darüber aus, wie wir uns fühlten, wenn wir an die Zukunft denken. Unsere Gefühle probierten wir in vier Schlagwörtern zu kategorisieren: Wehmut, Aufbruch, Vorfreude und Ungewissheit.
Gemeinsam sammelten wir unsere Gedanken und kamen zu dem Schluss, dass die Zukunft viele Möglichkeiten bereit hält und dass mit der nun anstehende Freiheit auch mit Vorfreude einhergeht, wobei uns diese Ungewissheit definitiv mit ein wenig Angst erfüllt. Als entschiedener Aspekt mischte sich jedoch bei fast allen die Wehmut darüber ein, dass die engen Freunde und Klassenkameraden nun nicht mehr jeden Tag und jeden Schritt gemeinsam mehr beschreiten werden.
Um uns ein wenig mehr von der Angst zu nehmen, gab uns Herr Krull abschließend noch eine kleine Lektion im Arbeitsrecht. Mit dieser Information, die uns den Einstieg in die bürokratische Arbeitswelt hoffentlich leichter machen würde, beendeten wir den Lehrinhalt der diesjährigen BOSO.
Als allerletzten Impuls las Herr Krull an diesem Tag einen Text von Rudolf Steiner, welcher uns vor Augen führte, worauf es im Leben ankommt und lies uns noch einmal in uns reinhören, worauf es uns persönlich im Leben ankommt, mit dem Ziel dies in einem zukünftigen Beruf verwirklichen zu können.
Allgemein stellte sich bei uns das Bewusstsein ein, dass wir nun wirklich, tatsächlich die Schule nach 13 Jahren verlassen würden. Den geregelten Schulalltag hinter uns lassen. Die Freunde und lieb gewonnenen Klassenkameraden nicht mehr jeden Tag sehen. Keine unterhaltsamen Kantinengespräche in der Mittagspause mehr frühen. Nie wieder gemeinsam in Ein und die Selbe Richtung gehen. Von nun an würden wir alle unseren eigenen Weg in die Zukunft beschreiten müssen.
Bei all der Wehmut und der Ungewissheit mischte sich aber besonders am zweiten Tag das Gefühl der Vorfreude in unsere Gefühlswelt, welche uns die nächsten Wochen auf unseren letzten Schritten durch die Schule begleiten wird.
Marlene Bogdahn, Schülerin der 13. Klasse